Wiener Landesmeisterschaft Snooker Masters 2022
Am 19.11. traten am Bundesleistungszentrum beachtliche 17 Teilnehmer zusammen, um den besten Snooker-Spieler der Alterskategorie Masters (ab 40) für die Saison 2022 zu eruieren.
Trotz oder wegen der dicht eingefallenen Schneeflocken in der Penzinger Höhenlage fehlten noch einige der prominentesten regulären Seniorenspieler, weitere drei entsendete Elite Athleten waren noch an den IBSF-Weltmeisterschaften in Antalya gebunden, oder zumindest per Sicherheitsgurt an den Flugzeugsitz nach Wien; Ihnen sei zu den erreichten 17ten Plätzen global gratuliert!
Wegen der Überzahl mussten neben den drei Vierer-Gruppen auch eine Fünfer-Gruppe an den Start, dem Berichterstatter ist hier nur in sehr bescheidenem Maße gestattet, in einer gleichermaßen erschöpfenden Modalität über die Round-Robin Ergebnisse zu berichten, wie dies die betroffenen Sportler empfunden haben müssen.
Hier die Einzelergebnisse aus Sicht des austragenden Vereins HSEBC im Staccato-Stil:
Erich Leschetizky musste sowohl der steil aufsteigenden Formkurve von Zoran Kostic, als auch Johann Parcer Tribut zollen, zweimal kam er hierbei sogar knapp an den Rand eines Framegewinns. Johann gelang dort das Kunststück, dem nervenstarken Zoran einen Rahmen abzuringen, welcher aber letztlich doch siegreich blieb und es seinerseits zuwege brachte, den Trainerassistenten Clemens Kunkel (15reds) ziemlich alt aussehen zu lassen; zieht man den Geburtsjahrgang als Nenn- und Qualifikationskriterium heran, auch wieder nicht gänzlich verwunderlich. Der Top-gesetzte Titelverteidiger von 2019 Christian Hochmayer (FBC) genoss sichtlich seinen Erstrundenauftritt abseits des leidlich geschmähten Tisches nahe der Türe zum Abtritt und performte fehlerlos den Übertritt ins Knockout-Feld.
In einer reinen HSEBC-Gruppe musste Richard Parcer dreimal einen Whitewash zur Kenntnis nehmen, ihm verbleibt bis zum nächsten Mal noch immenses Potenzial an Turniererfahrung hinzuzugewinnen. Zwischen den frequent gemeinsam übenden Dauer-Rivalen Christian Kasparek und Bernhard Ullmann schien es zunächst justiztypisch auf gütliche Einigung hinaus zu laufen, da dieses Ergebnis im Gruppenmodus aber nicht zulässig ist, presste Kasparek die stiff upper lip wie auch die Kiefer zusammen und riss den Matchgewinn verbissen an sich; Heeressport-Neuzugang Andreas Kosić ließ in Überflieger-Manier nichts und niemanden in seine klassisch-‘Innen-Eng‘ Konzentrationsblase eindringen.
In Gruppe C verblüffte Wolfgang Pöll den Vieltrainierer Werner Perschl mit konsequent-geduldigem Sicherheitsspiel und ließ diesen, von dem man weiß, daß er geradezu ein Long-Pot Einstiegs-Spezialist ist, nicht zu Wort kommen. Als selbiger noch einmal runter schluckte und sein System rebooten wollte, überquerte der Pianist bereits leichtfüßig-klimpernd die Ziellinie und überantwortete Werners ‘Pershing‘ dem blues. In der Arena erwies sich das Wölfel als unerbittlicher Gladiator, so wurden beide seiner voran-gesetzten Kombattanten nach ursprünglichem Punktgewinn für je eine Runde entwaffnet, bevor sie Ihr doch größeres Arsenal an Matchpraxis und Routine gewinnbringend einsetzen konnten. Alex Trinkl (15reds) gestattete es Helmut Chlada aber mitnichten, dass an seiner Gruppenführerschaft noch einmal gerüttelt werde.
HSEBC-Sekretär Thomas Bernt, konnte sein Funktionärs-Pendant aus dem Wiener Landesverband Werner Schuster mächtig in die Bredouille zwängen, verhedderte sich aber final in der Aufholjagd hinter Carl Walter Steiner in ein Mathematisches Problem betreffend der Punkteanzahl vierer am Tisch verbleibender Bälle – über potenziell long-CoViD-assoziierte Konzentrationsstörungen sowie partielle blackouts wurde immer wieder von etlichen weiteren Athleten geklagt. Billard-Allrounder CW Steiner konnte gegen das wohl älteste aktive Snooker-Urgestein Garry Balter, der noch aus der Schule des kanadischen Profis und historisch ersten 147-Produzenten in Österreich Russ Schuster hervorging, solange dieser in der Kaiserstraße umtriebig war (1993), auf gleich stellen, letztlich hinderte Ihn seine hohe Eigenfehlerquote am Weiterkommen. Balter unterstrich seine edle Abstammung in beeindruckender Weise mittels eines one-visit-Framegewinns in Höhe von 72 Punkten gegen den ungläubigen Thomas.
Die Sonntäglichen KO-Matches verliefen für die zumeist ausgeschlafenen Akteure eher überraschungsfrei, man könnte auch sagen entsprechend der Papierform, auch wenn gesichert jeder der Unterlegenen Viertelfinalisten, somit Fünftplatzierten insgeheim mit einer der prestigebehafteten Medaillen geliebäugelt hatte, im besonderen der Vizelandesmeister von 2019, der von Andreas Kosić überzeugend und verbindlich entthront wurde.
Die verbliebenen glorreichen Vier stehen nun endlich an dem Punkt, wo wahres Snooker erst beginnen kann. Mit einem Halbfinalspiel, das der vollständigen Obsorge und dem Argusauge eines Schiedsrichters unterworfen ist: Dank an die Referees Werner Perschl und Patrick Stegmeier! Nun kann man entspannen, sich konzentrieren und bringt erst sein bestes Spiel zum Vorschein, indem man komplett abschalten kann, in sich gehen, blind vertrauen. Eine Last fällt ab – der Gegner existiert nicht mehr – das Spiel beginnt. Diesen Zustand der Schwerelosigkeit konnten Alexander Trinkl und Garry Balter für sich nutzen; Christian Hochmayer blieb seinem Idealen Leistungszustand weit entfernt und Andreas laborierte erstmals an Nervosität und Erfolgsangst; Gratulation dennoch an die beiden Bronze Medaillisten.
Das Finale entbehrt nicht einer hohen Klasse, in den frames werden 111, immerhin 85, und 118 Punkte erzeugt, das ist schon erste Güte – das Sahnehäubchen aber soll der Gewinnframe enthalten – wieder ein Husarenritt von Garry Balter, ein break, eine ungebrochene Abfolge von erfolgreichen Versuchen, die zur hohen Schule des Snooker gezählt werden darf . Ein Beitrag von 62 zum alleinigen Frame-, Match- und Titelgewinn, das ist außergewöhnlich, ein Meisterstück! Gratulation an Garry Balter zum ersten Landesmeistertitel der Masters in der Bundeshauptstadt, Alex Trinkl zum Vize-Landesmeister!
Text: CW Steiner